Im Mittelalter galten ganz andere Schönheitsideale als heute. Doch die Menschen dieser Epoche hatten durchaus ein ausgeprägtes Bewusstsein für Ästhetik und Körperpflege. Wir werfen einen Blick auf die Vorstellungen von Schönheit im Mittelalter und die Praktiken, mit denen man versuchte, diesen Idealen zu entsprechen.
Die Schlüsselpunkte:
- Schönheitsideale im Mittelalter unterschieden sich stark von heutigen Standards
- Mittelalterliche Manuskripte geben Einblicke in die Vorstellungen von Schönheit
- Körpermerkmale wie eine hohe Stirn und ein betontes Becken galten als attraktiv
- Haarpflege, Make-up und Parfums waren wichtige Aspekte der Schönheitspflege
- Rezepte für Kosmetik und Hygiene finden sich in medizinischen Werken wie "Trotula"
Ideale weiblicher Schönheit
Kunstwerke des Mittelalters zeigen uns, was als schön galt: Frauen mit kleinen Brüsten, ausgeprägten Hüften und einem betonten Becken. Diese Merkmale wurden mit Fruchtbarkeit und Mutterschaft assoziiert. Auch eine hohe Stirn war ein erstrebenswertes Schönheitsideal, weshalb Frauen sich oft die Haare an der Stirn rasierten oder auszupften.
Männliche Schönheit
Bei Männern galten hingegen eine schlanke Taille und ein jugendliches Aussehen als attraktiv. Interessanterweise wurden Ritter in Kunstwerken oft mit langen Haaren und femininen Zügen dargestellt - ganz anders als das heutige Männlichkeitsideal. Im Laufe des Mittelalters änderte sich die Mode jedoch und kürzere Frisuren sowie Bartlosigkeit wurden populär.
Haarpflege und Frisurentrends
Langes, wallendes Haar war bei Frauen beliebt, aber im Alltag oft unpraktisch. Stattdessen trugen sie Zöpfe oder Frisuren mit falschen Haaren. Blond galt als Schönheitsideal und viele Frauen färbten sich die Haare mit Mitteln wie Safran oder Kamille. Auch Locken waren en vogue und wurden mit speziellen Techniken und Rezepten erzeugt.
Make-up und Parfum
Kosmetik gab es auch im Mittelalter schon: Rezepte für Make-up, Sonnenschutz und Lippenpflege finden sich in medizinischen Werken wie "Trotula". Beliebt waren Grundierungen aus Weizenstärke und Rosenwasser sowie Lippenpomaden aus Rotholz. Parfums dienten dazu, den Körper und Räume angenehm duften zu lassen. Sie bestanden oft aus Duftwässern wie Rosen- oder Lavendelwasser.
Hygiene und Körperpflege
Entgegen landläufiger Meinung legten die Menschen im Mittelalter durchaus Wert auf Körperpflege. Es gab Rezepte für Mundspülungen mit Kräutern, Zahnbürsten aus Knochen und sogar Seife, wenn auch noch nicht weit verbreitet. Hauben wurden mit Duftkissen versehen und Hygienesets mit Ohrenlöffeln und Nagelreinigern waren Teil des Hausrats.
Die Schönheitspflege im Mittelalter war vielfältig und orientierte sich an ganz eigenen Idealen. Dabei spielten sowohl ästhetische als auch gesundheitliche Aspekte eine Rolle. Auch wenn uns manche Praktiken heute befremdlich erscheinen, zeigt sich doch, dass der Wunsch, schön und gepflegt zu sein, schon damals tief in der menschlichen Natur verankert war.