Plündernde Horden von bis an die Zähne bewaffneten Männern – das ist es, was uns beim Gedanken an Wikinger in den Sinn kommt. Die gefürchteten Nordmänner sorgten in Mitteleuropa drei Jahrhunderte lang für Furcht und Terror. Doch was bewog sie dazu? Und waren wirklich alle Nordländer solche Barbaren?
Woher kommt der Begriff Wikinger?
Der Ursprung des Begriffs Wikinger ist nicht abschließend geklärt. Womöglich kommt die Bezeichnung aus der altnordischen Sprache. Sie leitet sich wahrscheinlich von dem Wort “vikingr” ab, das so viel wie Räuber oder Seekrieger bedeutet. Möglicherweise hat der Begriff seinen Ursprung aber auch im lateinischen Wort “vicus”. Dieses beschreibt einen Seefahrer, der von Hafen zu Hafen zieht. Selbst haben sich die Wikinger nie als solche bezeichnet. Zumindest liegen dafür keine Belege vor. Vielmehr wählten sie Begriffe wie Nordmänner oder Nordländer.
Wann begann die Wikingerzeit?
Obwohl bereits zuvor erste Nordmänner an den europäischen Küsten plünderten, gilt der Angriff auf das englische Kloster Lindisfarne in Northumberland im Juni 793 als Beginn der Wikingerzeit. Es ist der erste große Überfall, der schriftlich belegt ist. In ganz England hinterließ dieser Vorfall Angst und Schrecken. In den nächsten drei Jahrhunderten weiteten die räubernden Horden der Nordmänner ihre Beutezüge immer weiter nach Süden aus.
Die Hochzeit der Wikinger
Vom 8. bis zum 11. Jahrhundert machten die Nordmänner Mitteleuropa unsicher. Die Küsten von Frankreich und Südengland wurden von dänischen Seefahrern überfallen, während die Norweger in Nordengland und Irland sowie auf Island und Grönland plünderten. Schwedische Räuber nutzten die Flüsse in Osteuropa, um ihre Raubzüge bis ans Schwarze Meer auszudehnen. Einige Nordmänner sind sogar bis nach Nordamerika vorgedrungen und betrieben Handel bis hinunter zu den Häfen in Italien und Spanien.
Bis wann reichte die Zeit der Wikinger?
Im 11. Jahrhundert endete die Zeit der Wikinger. Es war ein schleichender Prozess, der durch die erstarkende seefahrerischen Fähigkeiten der übrigen Länder Europas sowie die zunehmende Christianisierung des Nordens vorangetrieben wurde. Die einstigen Krieger wurden immer friedlicher und wurden sesshaft. Die Schlacht von Hastings im Jahr 1066 gilt als offizielles Ende der Wikingerzeit. Der französische Normanne Wilhelm der Eroberer nahm im Oktober dieses Jahres England ein und sorgte fortan als Wilhelm I., König von England, dafür, dass den Wikingern ihre Überfälle erschwert wurden.
Was machte einen Wikinger aus?
Die Wikinger waren keine einheitliche ethnische Gruppe. Vielmehr wurden alle Völker aus dem Norden, vorwiegend aus den skandinavischen Ländern Dänemark, Schweden und Norwegen, die zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert nach Mitteleuropa kamen, als Wikinger bezeichnet. Es waren Seeleute, die über das Meer reisten um Beute zu machen und neue Siedlungsplätze zu finden. Obwohl die Wikinger als wahre Machos gelten, was sie wahrscheinlich auch waren, führten Zuhause ihre Frauen das Regiment. Da ihre Männer oft monatelang auf Beutezug waren, hatten sie in ihrer Heimat großen Einfluss und verwalteten das erbeutete Vermögen.
Rauben und Plündern – was steckte dahinter?
Wikinger sind als barbarische Räuber bekannt, die Häfen und Küstenstädte überfielen, um Beute zu machen. Doch warum taten sie das? In Skandinavien lebten die Menschen hauptsächlich als Bauern. Eine im Norden noch mühsamere Arbeit, als in Mittel- und Südeuropa. Die meisten Nordmänner waren arm und kämpften um ihr Überleben. Händler und andere Seefahrer brachten im Frühmittelalter die Kunde reicher, schlecht gesicherter Städte in den Norden und weckten so die Hoffnung auf ein besseres Leben. Schnell waren Männer gefunden, die sich auf ihren Schiffen in Richtung Süden begaben. Über die nötigen Schiffe und Ressourcen verfügten die erfahrenen Seefahrer ohnehin. Die ersten Raubzüge der Wikinger waren so erfolgreich, dass sie sich fortan regelmäßig auf den Weg zu den südlich gelegenen Hafenstädten aufmachten.
Also tragen die Wikinger Ihren berüchtigten Ruf zu Recht?
Die Nordmänner waren im Mittelalter zu recht gefürchtet. Wild und grausam fielen sie mit Schwertern, Äxten und Saxen über die Städte her und plünderten ihre Schätze, um sich selbst ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch nicht alle Menschen aus dem Norden verdienten sich auf diese Art ihren Unterhalt. Zahlreiche nordische Seefahrer waren Händler, die durch Tausch ihre Geschäfte machten. Sie brachten Bernstein, Felle und Tierhäute sowie Waffen aus ihrer Heimat mit und tauschten sie gegen Edelmetalle, Stoffe, Rüstung und Gewürze. Auch Sklaven gehörten zu ihrer Handelsware. Sie nahmen während ihrer Beutezüge zahlreiche Menschen gefangen, die sie anschließend bis in den vorderen Orient verkauften.