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Klopapier im Mittelalter

Heutzutage ist für uns (in Europa) der Gebrauch von Klopapier ganz selbstverständlich. Wir denken lediglich darüber nach, wenn jemand vergessen hat, die leere Rolle auszutauschen. Aber Klopapier im Mittelalter oder gar in der Antike – gab es das? Und was waren die Alternativen? Wir haben mal einen Blick in die historischen Latrinen geworfen.

Das erste Klopapier in Ostasien

Tatsächlich wurde in Ostasien bereits seit dem 6. Jahrhundert Toilettenpapier aus sogenanntem Reisstrohpapier hergestellt. Papier selbst gab es schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr., zumindest als Material zum Einpacken und Polstern. Im Jahr 589 erwähnte der chinesische Gelehrte Yan Zhitui als erster das Toilettenpapier: “Paper on which there are quotations or commentaries from Five Classics or the names of sages, I dare not use for toilet purposes” (Needham, Science and Civilization, 123.). Ein arabischer Reisender schrieb 851 während eines Aufenthaltes in China: “… [the Chinese] do not wash themselves with water when they have done their necessities; but they only wipe themselves with paper” (ebd.).

Im 14. Jahrhundert ist im heutigen Zhejiang bereits eine Produktion von jährlich 10 Mio. Packungen Toilettenpapier dokumentiert. Jede Packung bestand aus 1000 bis 15.000 Blatt. Im Jahr 1393 wurden 730.00 Blatt an den kaiserlichen Hof geliefert, 15.000 davon an die kaiserliche Familie des Kaisers Hongwu. Das Klopapier der Kaiserfamilie war nicht nur besonders weich, sondern sogar parfümiert.

Historische Alternativen zum Klopapier

Schon immer haben sich die Menschen nach dem Verrichten ihres Geschäfts in der Natur bedient. Im Salzberg bei Hallstatt, dem ältesten Salzbergwerk der Welt, entdeckten Archäologen Pestwurzen-Blätter, von denen ausgegangen wird, dass sie bereits seit der Bronzezeit als Toilettenpapier dienten. In Bayern ist diese Pflanze noch heute unter dem volkstümlichen Begriff Arschwurzen bekannt. Weitere historische Alltagsgegenstände zeigen, wie einfallsreich unsere Vorfahren waren.

Im antiken Rom war das Prozedere schon etwas ausgefeilter. Dort teilten sich die einfachen Menschen auf den öffentlichen Toiletten bisweilen einen sogenannten tersorium. Dabei handelt es sich um einen Stock, an dessen Ende ein natürlicher Schwamm (aus dem Mittelmeer) angebracht ist, quasi eine etwas weichere Klobürste. Die Meinungen gehen auseinander, ob diese Konstruktionen für den Podex oder den Abfluss verwendet wurde. Nach der Benutzung spülte man den Schwamm am Stiel in Salzwasser oder Essig aus; fertig zur Nutzung für die nächste Person.

Zudem wurden in der Antike abgerundete Keramikstücke, sogenannte pessoi (Singular: pessos; zu Deutsch: Kieselsteine), zum Abwischen des Allerwertesten verwendet. Laut eines griechischen Sprichwortes, das zur Genügsamkeit aufruft, reichen drei Steine zum Abwischen. Heute würde man vielleicht sagen, Klopapier wachse nicht an Bäumen. Diese und andere römische Alltagspraktiken zeigen den Einfallsreichtum antiker Zivilisationen.

Einen interessanten Artikel dazu findet ihr hier: https://www.scientificamerican.com/article/toilet-tissue-anthropologists-uncover-all-the-ways-weve-wiped/

Alternativen zum Klopapier im Mittelalter

Während sich die ostasiatische Bevölkerung im Mittelalter bereits fleißig mit Toilettenpapier vergnügte, dachte der Rest der Menschen noch lange nicht daran. In Europa nutzten wohlhabendere Personen Wolle, Lumpen und Stoffreste, um sich abzuwischen. Das einfache Volk wusste sich mit Blättern, Moos, Stroh, Heu oder einfach mit der Hand und Wasser zu behelfen. Nicht ohne Grund gilt die linke Hand in etlichen (vor allem in islamisch geprägten) Kulturen als unrein. Mit ihr wurde die Körperhygiene betrieben, wohingegen mit der rechten Hand gegessen und begrüßt wurde. Als durch den Handel im 11. Jahrhundert erstmals Papier von Asien nach Europa gelangte, war es noch sehr teuer, sodass man es wohl eher zum Schreiben nutzte.

In der Hansestadt Tartu in Estland wurden insgesamt 3.200 Textilien aus mittelalterlichen Latrinen mehrerer Haushalte ausgewertet. Je höher der soziale Status der Bewohner, desto höher war die Qualität der als Toilettenpapier verwendeten Textilreste. Wohlhabendere Haushalte hinterließen feine, weiche Wollstücke abgetragener Kleidung, bisweilen sogar mit seidenen Applikationen versehen.  Grobe einfache Stoffe fanden sich hingegen in den Latrinen der sozial schwächeren Haushalte. (Riina Rammo: Textile finds from medieval cesspits in Tartu: technology, trade and consumption)

Übrigens: Der Amerikaner Joseph Gayetty gilt als Erfinder des modernen Klopapiers. 1857 kommt das Papier erstmals auf den Markt, zwar noch nicht als Rolle, aber in Boxen verpackt und in Aloe getränkt. Das in Rollen angeordnete perforierte Toilettenpapier wie wir es heute kennen, gibt es erst seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert.

Häufige Fragen und Antworten

  1. Wann wurde das erste Toilettenpapier entwickelt?
    Das erste Toilettenpapier in Rollenform wurde 1879 von der Scott Paper Company eingeführt und revolutionierte die Branche, indem es die Nutzung von Toilettenpapier bequemer und hygienischer machte.
  2. Welche Alternativen zum Toilettenpapier gab es im Mittelalter?
    Im Mittelalter standen den Menschen verschiedene Alternativen zum modernen Toilettenpapier zur Verfügung. Die gebräuchlichsten Materialien waren Heu, Stroh, Stoffreste und Teile von Wandteppichen. Diese Materialien waren weit verbreitet und wurden besonders von der breiten Bevölkerung benutzt. Zudem nutzten wohlhabendere Haushalte manchmal kleine Stoffstücke oder Schwämme, die in Wasser oder Essig getränkt wurden. Das Fehlen von Toilettenpapier, wie es heute bekannt ist, führte zu diesen pragmatischen Lösungen für die tägliche Hygiene.
  3. Wie sah die Toilettenhygiene im antiken Rom aus?
    Im antiken Rom verwendeten die Menschen gemeinschaftlich genutzte Schwämme auf Stöcken, sogenannte Tersoria, anstelle von Toilettenpapier. Diese wurden in fließendem Wasser gereinigt. Öffentliche Latrinen waren weit verbreitet und wurden oft an das Abwassersystem angeschlossen, um die Abfälle aus der Stadt zu transportieren. Diese Latrinen hatten in der Regel Marmorsitze mit Löchern, die eng beieinander lagen. Die Römer verfügten über fortschrittliche Abwassersysteme wie die Cloaca Maxima, die Abfälle in den Tiber leitete. Obwohl die hygienischen Standards im Allgemeinen hoch waren, waren öffentliche Toiletten oft schmutzig und von Ungeziefer befallen, was die Verbreitung von Krankheiten begünstigte.
  4. Welche Rolle spielte der soziale Status bei der Wahl der Hygienematerialien?
    Der soziale Status beeinflusst die Wahl der Hygienematerialien maßgeblich. Studien zeigen, dass Hygieneverhalten je nach Geschlecht und sozioökonomischem Status variiert. Weibliche Studierende und solche aus Kernfamilien weisen bessere Hygienepraktiken auf als männliche Studierende und jene aus Großfamilien. Faktoren wie soziale und familiäre Einflüsse, individuelles Wissen und Einstellungen zur Hygiene spielen eine bedeutende Rolle bei der Bestimmung der persönlichen Hygienepraktiken.
  5. Wann kam das moderne Toilettenpapier auf den Markt?
    Das moderne Toilettenpapier kam 1857 auf den Markt, als Joseph Gayetty in den Vereinigten Staaten das erste kommerziell erhältliche Toilettenpapier einführte.
  6. Wie unterschied sich die Toilettenhygiene in Ostasien von der in Europa?
    Die Toilettenhygiene in Ostasien und Europa unterschied sich historisch aufgrund unterschiedlicher Hygienemaßnahmen. In Europa waren größere Städte häufig in der Nähe von Wasserquellen angesiedelt, um den Handel zu erleichtern und die Abfallbeseitigung zu unterstützen. Zum Beispiel wurde in Rom ein Schwamm namens Tersorium verwendet, der in Essig oder Salzwasser gereinigt wurde. In Japan und China wurde menschlicher Abfall hingegen für die Düngung von Feldern gesammelt. Diese Praktiken zeigen die unterschiedlichen Ansätze in den beiden Regionen.
  7. Welche Pflanzen wurden als natürliche Alternative zum Toilettenpapier genutzt?
    Pflanzen wie Thimbleberry und Wollziest wurden als natürliche Alternativen zum Toilettenpapier genutzt. Thimbleberry wächst wild in den nordöstlichen und westlichen Regionen der USA und produziert im späten Frühling bis Sommer Beeren. Die Blätter des Wollziests sind saugfähig und weich, was ihn zu einer geeigneten Wahl macht.
  8. Wie entwickelte sich die Produktion von Toilettenpapier in China?
    Die Produktion von Toilettenpapier entwickelte sich in China bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. Damals wurde Papier für die persönliche Hygiene verwendet. Im Jahr 1391 wurde das erste moderne Toilettenpapier speziell für die kaiserliche Familie des chinesischen Kaisers hergestellt. Jedes Blatt wurde sogar parfümiert. Bis zum späten 15. Jahrhundert wurde Papier für diesen Zweck weit verbreitet. Die Verwendung von Papier für die Hygiene reicht in China bis in die Antike zurück und hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Heutzutage werden auch massenproduzierte Materialien wie Zeitungen verwendet.
  9. Welche archäologischen Funde geben Aufschluss über historische Toilettenhygiene?
    Archäologische Funde, insbesondere aus Pompeji und anderen römischen Städten, geben detaillierte Hinweise auf historische Toilettenhygiene. Die Römer hatten öffentliche Latrinen, die von Hellenistischen Einflüssen inspiriert waren und durch Rückkehrer der römischen Armee in Italien eingeführt wurden. Diese Latrinen waren in urbane Strukturen integriert und ermöglichten Gemeinschaftsnutzung. Zudem zeigen Funde aus antiken römischen Toiletten, wie Reinigungshilfen wie Schwämme an Stöcken genutzt wurden. Auch die Verwendung von hygienischen Maßnahmen wie Spülwasser in der Minoischen Kultur und im alten Ägypten belegen frühe Formen von Toilettenhygiene.
  10. Wie beeinflusste die Verfügbarkeit von Papier die Toilettenhygiene in verschiedenen Kulturen?
    Die Verfügbarkeit von Papier beeinflusste die Toilettenhygiene in verschiedenen Kulturen, indem es ein praktisches Material für die Reinigung nach dem Toilettengang bereitstellte. In einigen Kulturen, wie im Nahen Osten, wird hauptsächlich Wasser zur Reinigung verwendet, aber die Nutzung von Toilettenpapier nimmt zu. Im historischen Kontext verwendeten beispielsweise Native Americans natürliche Materialien wie Blätter, Gras, Moos und Maiskolben für die persönliche Hygiene. Diese Unterschiede zeigen, wie kulturelle Praktiken und historische Entwicklungen die Methoden der Toilettenhygiene beeinflussen.

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