Es gibt verschiedene Gründe, warum sich jemand eine eigene Kettenrüstung (Kettenhemd, Kettenhaube, Kettenkragen & Co.) knüpfen möchte. Zum einen hast Du freie Hand, was die Maße, die Materialien und die Verzierungen betrifft. Zum anderen ist es großartig, am Ende seine selbst geknüpfte Ringpanzerung in den Händen zu halten. Überdies ist da auch noch die Arbeit selbst. Und nein, wir wollen da gar nichts beschönigen: Gerade für Anfänger ist die Arbeit zu Beginn kein Zuckerschlecken.
Du brauchst Geduld, Ausdauer und Hornhaut an den Händen. Aber wenn man einmal drin ist, hat das Knüpfen von Kettengeflecht eine nahezu meditative Wirkung. Kettenpanzerung zu flechten ist ein tolles Hobby, dass Dir viele schöne Stunden bescheren wird.
Ein paar Tipps zum Knüpfen vorweg
Es empfiehlt sich, mit einem kleineren Ringpanzerteil zu beginnen, einer Haube etwa. Du bekommst ein erstes Gefühl für das Geflecht, sammelst eigene Erfahrungen und siehst relativ schnell erste Erfolge. Danach können größere Projekte wie zum Beispiel ein Hauberk sowie verschiedene Materialien und Knüpftechniken folgen.
Viele Knüpfende beginnen ihre Arbeit im Winter, wenn die Märkte und die Kämpfe ruhen. Das Schöne am Knüpfen ist aber, dass Du Dein Geflecht im Grunde immer und überall zur Hand nehmen kannst. Auch im Sommer, wenn Du im Lager den Gesprächen lauschst oder auf Reisen, wenn Du einen kleinen Tisch oder eine kleine Ablage findest. Wer einmal anfängt, kann in der Regel ohnehin nicht wieder aufhören.
Das 4-in-1-Muster
Aus verschiedenen Kulturkreisen sind unterschiedliche historische Flechttechniken überliefert. Im europäischen Mittelalter am weitesten verbreitet, war das sogenannte „4 in 1“-Muster. Wie der Name schon sagt, werden dafür fünf Ringe benötigt: Vier geschlossene und ein offener, auf den diese aufgefädelt werden, bevor auch er geschlossen wird.
Was Du zum Knüpfen benötigst
- Kettengeflecht-Ringe: Du kannst aus verschiedenen Ringen wählen, die sich in Material, Durchmesser, Beschichtung und Verschlussweise unterscheiden. In unserem Blogbeitrag zur Auswahl der Ringe für Dein Kettengeflecht haben wir Dir die Vor- und Nachteile der Ring-Arten erläutert.
- Zangen: Zum Knüpfen einer Ringpanzerung benötigst Du zwei Zangen. Bei der Wahl kommt es darauf an, ob Du historische Zangen nehmen möchtest, zum Beispiel weil Du Dein Handwerk im Zuge einer historischen Darstellung vorführst. Nach historischen Vorbild handgeschmiedet sind unsere Sarwürker-Zangen sowie die Nietzangen für runde Nieten. Du kannst aber natürlich auch moderne Zangen verwenden. Es eignen sich zwei Kombizangen oder eine Kombi- mit einer Spitzzange. Probier einfach mal aus, was dir besser in der Hand liegt, das ist bei jedem anders.
- Geduld
Schritt 1: Quintette erstellen
Wie bereits erwähnt, werden für ein Quintett vier geschlossene Ringe auf einen geöffneten Ring gefädelt, welcher im Anschluss geschlossen wird. Breitet man ein solches Quintett flach aus, lassen sich die Ringe anordnen wie die Zahl „5“ auf einem Spielwürfel.
Schritt 2: Das Geflecht erweitern
Ist Dein erstes Quintett fertig, hast Du nun verschiedene Möglichkeiten weiterzuarbeiten. Entweder Du arbeitest „am Stück“, bringst also die nächsten Ringe gleich am bereits gefertigten Geflecht an, oder Du stellst erst einmal eine gewisse Anzahl von Quintetten her, die dann nachträglich miteinander verbunden werden.
Ausrichtung der Ringe beim Knüpfen
Egal, welche Methode Du bevorzugst, wichtig ist dabei, auf die korrekte, immer gleiche Ausrichtung des Verschlussrings zu achten! Bei einzelnen Reihen wirst Du das noch nicht so stark merken, weil sich die Ringpanzer-Ringe fast automatisch ausrichten, aber je nach Muster und Vorgehensweise wird es komplizierter.
Wenn Du erst einmal ein größeres Stück Kettengeflecht fertig hast, wirst Du feststellen, dass die Reihen eine Linie bilden. Je nachdem wie Du das Werkstück drehst, ist die Linie horizontal oder vertikal. Du kannst Dich folglich entscheiden, wie Du die Reihen in Deinem späteren Kettenpanzer tragen möchtest. Fallen die Reihen horizontal, dann sitzt das Kettengeflecht flexibler und bietet besseren Schutz. Diese Ausrichtung ist bis auf einige Ausnahmen bei Darstellungen des Mittelalters die historisch korrekte. Römische Kettenhemden hingegen wurden in vertikalen Reihen getragen.
Hinweis: Trägst Du Deinen Kettenpanzer in horizontaler Ausrichtung, wird er sich nach unten hin verjüngen und sich Deiner Körperform anpassen. Ziehst Du nun aber keinen Gambeson darunter, wirkt das Kettenhemd unter Umständen tailliert (obwohl es das im Schnittmuster nicht ist). Nicht jeder empfindet dies als angenehm.