Die Entdeckung einer versunkenen Wikingerflotte in Roskilde, Dänemark, hat die Vorstellungen über die Seefahrt und Schiffbaukunst der Wikinger revolutioniert. Dieser bahnbrechende Fund gewährt uns einen faszinierenden Einblick in die maritime Kultur und Macht der Wikinger während ihrer Blütezeit.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Fünf authentische Wikingerschiffe wurden bei Ausgrabungen in Roskilde entdeckt, darunter das längste jemals gefundene Wikingerschiff mit einer Länge von etwa 30 Metern.
- Die Schiffe stammen aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und liefern wertvolle Informationen über die Schiffbautechnologie und das maritime Leben der Wikinger.
- Die Rekonstruktion der Schiffe und experimentelle Archäologie im Wikingerschiffmuseum in Roskilde ermöglichen ein tieferes Verständnis der Seefahrtsfertigkeiten und des Lebens an Bord dieser Schiffe.
Die Entdeckung der versunkenen Wikingerflotte
In den 1960er Jahren entdeckten Taucher Überreste einer versunkenen Flotte im Roskilde-Fjord. Zunächst ging man davon aus, dass die Schiffe aus dem späten Mittelalter stammten, doch weitere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass es sich um Wikingerschiffe handelte. Trotz der Herausforderungen durch die Unterwasserbedingungen gelang es den Archäologen, die empfindlichen Holzfragmente zu bergen und zu konservieren.
Innovative Ausgrabungstechniken und Konservierung
Um die Schiffe vom Meeresgrund zu heben, errichteten die Archäologen einen großen Cofferdam und arbeiteten von hölzernen Brücken aus. Die geborgenen Holzteile wurden sorgfältig in Plastiktüten versiegelt und zur Konservierung in die Abteilung des Nationalmuseums transportiert. Durch Radiokarbondatierung konnte man die Hölzer in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts, gegen Ende der Wikingerzeit, datieren.
Identifizierung verschiedener Schiffstypen und bedeutende Funde
Experten erkannten unter den geborgenen Fragmenten die Formen verschiedener Wikingerbootstypen. Das längste Schiff, bekannt als Nummer 2 + 4, war mit etwa 30 Metern Länge das längste jemals gefundene Wikingerschiff. Ein weiterer bedeutender Fund war der vollständige Steven eines kleinen Frachtschiffs, ein seltenes Stück in der Archäologie der Wikingerschiffe.
Das Wikingerschiffmuseum in Roskilde
Das 1969 gegründete Wikingerschiffmuseum in Roskilde rekonstruiert akribisch die in der Gegend entdeckten Wikingerschiffe. Während des Baus einer künstlichen Insel für das Museum im Jahr 1997 wurden neun weitere Wikingerschiffe entdeckt. Die Mitarbeiter des Museums, von denen viele Freiwillige sind, widmen sich mit Leidenschaft dem Studium und dem Segeln dieser alten Schiffe.
Rekonstruktion und Segeleigenschaften der Wikingerschiffe
Um die Wikingerschiffe möglichst originalgetreu nachzubauen, wird jedes Fragment der erhaltenen Hölzer sorgfältig untersucht. Durch den Bau von Modellen und die Verwendung traditioneller Methoden und Werkzeuge gewinnen die Forscher Erkenntnisse über die Denkweise der Schiffbauer in der Wikingerzeit. Die Wahl des Holzes spielte eine entscheidende Rolle, wobei Faktoren wie Größe, Abmessungen und Qualität berücksichtigt wurden, um den Anforderungen des Wikingerschiffbaus gerecht zu werden - ähnliche Sorgfalt wurde auch bei der Herstellung von Wikinger Schilden und Schildbuckeln angewandt.
Werkzeuge und Techniken im Wikingerschiffbau
Die Wikinger verwendeten beim Schiffbau Äxte und Schneidwerkzeuge anstelle von Sägen, wodurch keine Sägespuren auf dem Holz zurückblieben. Das Museum rekonstruiert Wikingeräxte anhand archäologischer Funde, um ihre Schiffbautechniken zu verstehen. Spezielle Äxte, wie Hobelwerkzeuge, wurden für verschiedene Aufgaben im Schiffbauprozess verwendet. Auch die Qualität des Holzes spielte eine wichtige Rolle, wobei erfahrene Handwerker die Eignung des Holzes anhand von Klang und Geruch beurteilten.
Leben an Bord eines Wikingerschiffs
Die Besatzungsmitglieder hatten auf dem Schiff weniger als einen Meter persönlichen Platz zur Verfügung. Dies unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit und des Aufbaus von Freundschaften für ein effektives Funktionieren an Bord. Soziale Fähigkeiten waren für das Überleben auf dem Schiff von entscheidender Bedeutung. Das Segeln auf den rekonstruierten Wikingerschiffen erforderte Kameradschaft und Kooperation, um die Herausforderungen des Lebens und Arbeitens auf diesen Schiffen zu meistern.
Die Entdeckung der versunkenen Wikingerflotte von Roskilde hat unser Verständnis der maritimen Macht und Kultur der Wikinger erheblich erweitert. Durch sorgfältige Ausgrabungen, Konservierung und Rekonstruktion können wir einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Fähigkeiten dieser mutigen Seefahrer gewinnen, die mit ihren charakteristischen Wikingerhelmen die Meere beherrschten. Das Wikingerschiffmuseum in Roskilde bewahrt dieses reiche maritime Erbe und ermöglicht es uns, die Errungenschaften der Wikinger im Schiffbau und in der Seefahrt zu würdigen.