Das Anlegen einer mittelalterlichen Rüstung war ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess, der viel Geschick und Geduld erforderte. In diesem faszinierenden Einblick in die Welt der Ritter und ihrer Ausrüstung erfahren wir, wie es sich anfühlt, eine authentische Rüstung aus dem 15. Jahrhundert zu tragen.
Wichtige Erkenntnisse:
- Das Anlegen der Rüstung beginnt mit mittelalterlicher Unterwäsche und einem maßgeschneiderten Waffenrock.
- Beinschienen und Oberschenkelplatten bieten Schutz und Beweglichkeit, wobei Stopp-Rippen verhindern, dass Schläge in empfindliche Bereiche gleiten.
- Die Qualität der Rüstung variierte je nach Reichtum und Status des Trägers, wobei hochwertige Harnische auf Maß gefertigt wurden.
- Die Rüstung diente sowohl dem physischen Schutz als auch als Statussymbol auf dem Schlachtfeld.
Der Prozess des Anlegens der Rüstung
Das Anlegen einer Rüstung war ein zeitaufwendiger Prozess, der normalerweise die Hilfe eines Knappen erforderte. Selbst für einen erfahrenen Rüstungsträger dauerte es etwa 25 bis 30 Minuten, die gesamte Ausrüstung anzulegen.
Der Prozess beginnt mit dem Anlegen der mittelalterlichen Unterwäsche, einschließlich Strümpfen und einem Waffenrock. Der Waffenrock ist maßgefertigt und oft von früherem Gebrauch mit Schweiß und Schmutz bedeckt. Eine Haube verhindert, dass Haare im Helm eingeklemmt werden.
Schutz der unteren Extremitäten
Beinschienen und Oberschenkelplatten sind entscheidend für den Schutz der Beine. Sie sind asymmetrisch geformt, um sich an die Muskulatur anzupassen und Beweglichkeit zu gewährleisten. Eine Stopp-Rippe an der Oberschenkelplatte verhindert, dass Schläge in empfindliche Bereiche wie den Schritt gleiten.
Der Beinschutz, bestehend aus Beinschienen und Oberschenkelplatten, wird durch Riemen und Schlaufen verbunden, um sicherzustellen, dass er während der Bewegung an Ort und Stelle bleibt. Die Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahmen wird durch eine persönliche Erfahrung des Rüstungsexperten veranschaulicht, bei der die Stopp-Rippe ihn im Kampf effektiv schützte.
Brust- und Rückenpanzer
Der Brustpanzer schützt Brust und Rippen, während der Rückenpanzer die Wirbelsäule schützt. Der Brustpanzer bietet Flexibilität und Schutz des Oberkörpers und wird über den Schultern angepasst. Normalerweise wird darunter ein Kettenhemd für zusätzlichen Schutz getragen.
Plattenschurz und Beintaschen schützen den Unterkörper und interagieren mit dem Brustpanzer für Flexibilität. Die Beintaschen können für verschiedene Verwendungszwecke, wie zu Fuß oder zu Pferd, angepasst werden.
Armschutz und Asymmetrie
Der Armschutz besteht aus mehreren Teilen, die mit Lederstreifen verbunden sind. Unterarmschienen schützen einen Teil des Arms und des Handgelenks, während eine massive Platte die Armbeuge schützt. Die Rüstung für den rechten Arm unterscheidet sich aufgrund unterschiedlicher Funktionen von der des linken Arms.
Die Asymmetrie der Rüstung antizipiert und verteidigt gegen Bedrohungen aus bestimmten Richtungen. Der Schulterschutz umfasst einen Ellbogenschutz und zwei Schichten Rüstung, die zusammenarbeiten, um lebenswichtige Bereiche während des Kampfes zu schützen, insbesondere gegen Lanzenangriffe.
Helm-Variationen und Visiere
Helme galten als unverzichtbar für Soldaten, wobei der Helm eines der Hauptstücke der getragenen Rüstung war. Einige Helme hatten Gesichtsschutz, während andere, kein Visier hatten, was eine bessere Sicht und ein besseres Gehör ermöglichte.
Die Entscheidung, ein Visier zu tragen oder nicht, konnte eine persönliche Entscheidung sein, je nachdem, welche Art von Kampf der Einzelne führte. Ein heruntergelassenes Visier schränkte die Sicht und das Gehör ein und machte den Träger anfälliger für Bedrohungen auf dem Schlachtfeld.
Vorbereitung auf die Schlacht
Das Tragen mittelalterlicher Rüstungen vermittelt ein Gefühl von Zeitreise und ermöglicht es dem Träger, sich das Leben vor Jahrhunderten vorzustellen. Authentische Rüstungen wie die aus dem 15. Jahrhundert bieten ein echtes Erlebnis dessen, was die Menschen in dieser Zeit trugen.
Eine richtig sitzende Rüstung ist entscheidend, da jedes Unbehagen oder jede Ablenkung während der Schlacht zu Verletzungen oder sogar zum Tod führen kann. Infektionen durch kleinere Verletzungen in Schlachten waren aufgrund der unhygienischen Natur mittelalterlicher Schlachtfelder ein erhebliches Risiko.
Die Rüstung wurde so konzipiert, dass sie die Wirkung des Aufpralls des Körpers des Trägers durch die Lanzenspitze während des Kampfes verstärkt und so die Effektivität des Schlags erhöht. Details wie die Lanzenauflage dienten dazu, die Lanze für den Aufprall zu sichern und den Schlag zu verstärken.