Die Bedeutung und Verwendung von Bannern auf mittelalterlichen Schlachtfeldern
Banner spielten auf den Schlachtfeldern des Mittelalters eine entscheidende Rolle. Sie dienten als Erkennungszeichen, Orientierungspunkte und Symbole der Ehre. Doch wie wurden sie eigentlich gehandhabt und eingesetzt?
Wichtige Erkenntnisse:
- Das Auf- und Zusammenrollen von Bannern war eine wichtige Fähigkeit für Bannerträger
- Bannerträger waren angesehene Ritter, die jedoch nicht aktiv am Kampf teilnehmen durften
- Das Tragen eines großen Banners zu Pferd erforderte viel Geschick und Übung
- Banner markierten die Position von Heerführern und dienten als Sammelpunkte auf dem Schlachtfeld
Die Kunst des Auf- und Zusammenrollens
Mittelalterliche Schlachtfelder waren übersät mit Bannern in den Farben und Wappen der verschiedenen Parteien. Um sie leichter transportieren zu können, wurden die Banner um die Fahnenstange gewickelt, was als "Zusammenrollen" bezeichnet wurde. Das Ausrollen oder Entfalten des Banners signalisierte Kampfbereitschaft und war ein wichtiges visuelles Signal.
Die Templer hatten sogar spezielle Regeln für die Handhabung von Bannern auf dem Schlachtfeld. Regel 165 betonte, wie wichtig die korrekte Pflege und Präsentation der Banner war. Der Marschall sollte einen erfahrenen Ritter als Bannerträger bestimmen, der das Banner zusammengerollt an seiner Lanze trug und sich in der Nähe des Marschalls aufhielt, um im Notfall schnell reagieren zu können.
Die Rolle des Bannerträgers
Bannerträger zu sein war eine große Ehre, die nur den vertrauenswürdigsten und fähigsten Rittern zuteil wurde. Besonders begehrt war die Position des königlichen Bannerträgers. Allerdings bedeutete diese Aufgabe auch, dass man nicht aktiv am Kampf teilnehmen durfte. Die Hauptfunktion des Bannerträgers bestand darin, die Position seines Herrn auf dem Schlachtfeld zu markieren und als Orientierungspunkt für die Truppen zu dienen.
Experimente mit Bannern
Um die Handhabung eines großen mittelalterlichen Banners zu Pferd zu testen, wurde ein Experiment mit einem 5,5 Meter langen Seidenbanners durchgeführt. Es zeigte sich, dass das Reiten mit einem entfalteten Banner eine große Herausforderung darstellte. Schon bei leichtem Wind konnte sich das Banner um Ross und Reiter wickeln, was auf einem Schlachtfeld sehr peinlich gewesen wäre - besonders wenn man das Banner eines hochrangigen Adligen trug.
Ein zusammengerolltes Banner ließ sich hingegen relativ leicht handhaben, selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Es hing stabil an der Fahnenstange und behinderte die Bewegungsfreiheit von Ross und Reiter kaum. Für das Experiment musste das Pferd zunächst an das flatternde Tuch gewöhnt werden, was sicher auch bei den mittelalterlichen Schlachtrössern Teil der Ausbildung war.
Positionierung und Pflege der Banner
Auf dem Schlachtfeld hielten sich die Bannerträger meist in der Nähe der Heerführer auf, um deren Position zu kennzeichnen. Dabei waren sie feindlichen Angriffen genauso ausgesetzt wie die Kommandanten selbst. Gleichzeitig konnten sie sich aufgrund ihrer Aufgabe kaum am Kampf beteiligen oder effektiv verteidigen.
Die Banner litten auf dem Schlachtfeld auch unter Witterung, Schlamm und Blut. Ihre Instandhaltung stellte eine ständige Herausforderung dar. Die Größe der Banner variierte, wobei das königliche Banner meist deutlich größer war als die der einzelnen Ritter.
Einsatz der Banner in der Schlacht
Zu Beginn einer Schlacht waren die Banner zusammengerollt, was signalisierte, dass Ehre und Position des Trägers "verborgen" waren. Erst kurz vor dem Angriff wurden sie entfaltet und die volle Pracht der Wappen zur Schau gestellt. Dabei kam es auf perfektes Timing an, denn ein zu früh entfaltetes Banner konnte sich leicht im Wind verwickeln und die Bewegungsfreiheit einschränken.
Während der Schlacht mussten die Bannerträger ständig auf Windrichtung und Geländebeschaffenheit achten. Hindernisse und plötzliche Manöver konnten leicht dazu führen, dass sich das Banner verhedderte oder gar den Träger vom Pferd riss. Dennoch war das entfaltete Banner ein wichtiges visuelles Signal, das den eigenen Truppen Orientierung und Motivation gab.
Verwundbarkeit der Bannerträger
Obwohl die Bannerträger eine wichtige Funktion erfüllten, waren sie auf dem Schlachtfeld sehr verwundbar. Ihre auffällige Position und eingeschränkte Verteidigungsfähigkeit machte sie zu bevorzugten Zielen für feindliche Angriffe. Gleichzeitig durften sie das Banner aber auf keinen Fall fallen lassen, um sich am Kampf zu beteiligen. Das wäre als Ehrverlust und Schande empfunden worden.
Historische Beispiele wie die Schlacht von Bosworth zeigen, dass Bannerträger durchaus ins Visier genommen wurden. Dort tötete Richard III. persönlich den gegnerischen Bannerträger. Für die Träger selbst war es sicher ein zwiespältiges Gefühl: Einerseits waren sie stolz auf ihre ehrenvolle Aufgabe, andererseits frustriert, nicht aktiver in das Kampfgeschehen eingreifen zu können und auf den Schutz ihrer Kameraden angewiesen zu sein.
Die Experimente und historischen Erkenntnisse zeigen, welch wichtige Rolle die Banner und ihre Träger in mittelalterlichen Schlachten spielten. Ihre geschickte Handhabung und der Mut der Bannerträger trugen entscheidend zum Verlauf des Kampfes bei. Noch heute üben die wehenden Fahnen eine starke Faszination aus und lassen erahnen, welch beeindruckenden Anblick sie auf dem Schlachtfeld geboten haben müssen.