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Das Mittelalter in Europa – Eine Übersicht

Das Mittelalter ist eine wichtige Epoche im Verlauf der europäischen Geschichte. Es lässt sich zeitlich zwischen dem Altertum, der Antike und der Neuzeit einordnen. Konkret ist sein Verlauf zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert festgehalten. Innerhalb des tausendjährigen Mittelalters wird eine Binnenperiodisierung in Frühmittelalter, Hochmittelalter und Spätmittelalter vorgenommen.

Das Frühmittelalter vom 6. Jahrhundert bis Mitte des 11. Jahrhunderts

Im frühen Mittelalter zogen christliche Missionare, beispielsweise der heilige Nikolaus, durch die vielen Länder, ausgehend von Rom oder aus Irland kommend. Auf diese Weise vermischte sich der heidnische Glaube an die germanischen Götter erst einmal mit dem christlichen Glauben.

Im Verlauf der Jahrhunderte starb der althergebrachte Glauben der Germanen immer mehr aus. Ganze Königreiche traten mit ihrer Bevölkerung zum Christentum über. Dabei teilte sich das ehemalige Römische Reich nun in christliche und islamische Bereiche auf. Darüber hinaus gab es eine weitere Unterteilung im christlichen Gebiet, welche sich in einem lateinischen Bereich im Westen von Europa und einem orthodoxen Gebiet im Osten von Europa zeigte.

Das neu gegründete Reich der Franken etablierte sich unter der Herrschaft des Königs Chlodwig dem Ersten zu einer wichtigen Macht im frühen Mittelalter. Als sein späterer Nachfolger konnte Karl der Große diese Machtposition noch weiter verstärken. Allerdings zerfiel das mittelalterliche Frankenreich nach seinem Tod in verschiedene Gebiete. Im Westen formierte sich anschließend das spätere Frankreich, wohingegen aus der östlichen Hälfte das Ostfrankenreich hervorkam.

Das Leben der Menschen im frühmittelalterlichen Europa

Zwar gab es im frühen Mittelalter freie Menschen, sie waren jedoch in der Minderheit. Dazu gehörte vor allem der reiche Adel, welcher viel Land besaß oder dieses als Leihgabe vom königlichen Herrscher erhielt. Im Gegensatz dazu war die große Mehrheit der Menschen unfrei, sie waren als Leibeigene einem Gebieter unterstellt. Die meisten der Leibeigenen arbeiteten als Bauern, Knechte und Mägde auf den Ländereien des Adels. Ohne die Erlaubnis des Herrn durfte niemand wegziehen oder die auserwählte Person heiraten.

Obwohl es in dieser Zeitepoche bereits Geld in Form von Münzen gab, war der Austausch von Waren immer noch weit verbreitet. Zum Ende des Frühmittelalters unternahmen Wikinger aus den skandinavischen Ländern viele Raubzüge, speziell an der europäischen Westküste. Im Mittelalter versetzten die diversen Stämme der Wikinger ganz Europa in Angst und Schrecken. Die Krieger waren bis an die Zähne bewaffnet und tauchten blitzartig mit ihren Langschiffen an den Küsten auf. Sie eroberten die Dörfer, plünderten nahe gelegenen Klöster und versklavten die Bewohner. Anschließend brannten die Wikinger bisweilen alles nieder, was sie nicht mitnehmen konnten.

Dagegen drangen von Osten her die Magyaren ein, die später das Reich Ungarn gründeten. Jedoch konnte dieser Volksstamm in diversen Kriegen immer wieder zurückgedrängt werden.

Die Gewandung im Frühmittelalter ist eher praktisch geschnitten – weite Tuniken und Kleider, die mit einem Gürtel zusammengehalten werden. Die Kleidung der verschiedenen Schichten unterscheidet sich noch nicht so stark. Reichtum spiegelt sich zu dieser Zeit eher im Schmuck und in der Rüstung wider.

Das Hochmittelalter von Mitte 11. bis Mitte 13. Jahrhundert

Im Hochmittelalter war fast das ganze Europa katholisch, mit dem Papst als mächtiges Oberhaupt in Rom. Dank einem wirtschaftlichen Aufschwung wuchs die mittelalterliche Bevölkerung stark heran. Dafür waren vor allem der Handel und das Handwerk verantwortlich. Als Handelsgut nahm Geld eine immer wichtigere Position ein. Als Folge entstanden in mittelalterlichen Italien die ersten Banken, durch die sich der Umgang mit Geldwerten stark vereinfacht hat.

Mit der Expansion verstärkte sich auch der Wunsch nach Bildung, welcher zur Gründung der ersten Dom- und Klosterschulen sowie der ersten Universitäten führte. Zu den wichtigsten Themengebieten für das mittelalterliche Studium gehörten Theologie, Medizin und Recht, welche sich auf Glauben, Heilung und Gesetzeskunde bezogen. Im Mittelalter malten die Maler vordergründig Bilder mit einem biblischen sowie natürlichen Hintergrund. Als gängiger Baustil hatte sich damals die mittelalterliche Romanik mit den charakteristischen Rundbögen durchgesetzt.

Die mittelalterliche Gewandung verändert sich hin zu körperbetonten Schnitten. Die Tuniken der Männer werden kürzer, dazu wurden enge Hosen oder Beinlinge getragen. Frauen trugen ausschweifende und zugleich taillierte Kleider. Die niederen Schichten bevorzugten nach wie vor praktische, einfarbige Kleidung, wohingegen sich wohlhabendere Personen in stark verzierte, farbenprächtige Gewänder hüllten. Stände hoben sich so immer mehr voneinander ab, wobei auch erste Erlasse zur Kleiderordnung verkündet wurden.

Kreuzzüge und wichtige Erfindungen im Hochmittelalter

Das Hochmittelalter markierte den Beginn der Kreuzzüge, in denen die Heere nach Jerusalem zogen, um die Heilige Stadt von den Muslimen zu befreien. Ritter dienten als Anführer der Heere, welche hoch zu Ross mit einem Schwert in den Kampf zogen. Begleitet wurden die wenigen Ritter von gemeinen Soldaten, welche zu Fuß unterwegs waren.

Zu den wichtigsten Errungenschaften im Hochmittelalter gehören die vielen verschiedenen Erfindungen, mit denen ein Durchbruch im Alltagsleben gelang. Dazu zählen die leistungsfähigen Wind- und Wassermühlen für das Mahlen von Getreide sowie dem Pressen von Öl und Sägen von Holz. Aus dieser mittelalterlichen Zeit stammen auch das Spinnrad, Verbesserungen bei den Webstühlen und die praktische Schubkarre. Des Weiteren kam es zur Entwicklung von Uhren mit Zahnrädern und der Entdeckung der explosiven Kraft des Schwarzpulvers.

Über die Seidenstraße kam der Kompass von China nach Europa, dadurch kam es zu einer wichtigen Evolution bei der Seefahrt und allen weiteren Entdeckungsreisen. Als revolutionäre Idee setzte sich im Mittelalter die Vorstellung durch, dass nicht die Erde, sondern vielmehr die Sonne im Zentrum unseres Planetensystems steht.

Das Spätmittelalter von Mitte des 13. Jahrhunderts bis etwa 1500

Im späten Mittelalter kühlte sich das vorherrschende Klima merklich ab, sodass die Ernten magerer ausfielen. Demzufolge kam es zu großen Hungersnöten und schweren Erkrankungen bei der Bevölkerung. Bedingt durch die Pest verstarben im 14. Jahrhundert etwa die Hälfte aller europäischen Einwohner. Im späten Mittelalter brach der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich aus, welcher ebenfalls viele Todesopfer forderte. Während dieser Zeitspanne konnte sich der Islam in großen Gebieten des heutigen Spanien und Portugal ausbreiten.

Im späten Mittelalter gelangen den Menschen ebenfalls wichtige Erfindungen. Zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehört der geniale Leonardo da Vinci, der sogar den Fallschirm erfand. Dank der neu eingeführten Brille konnten viele Menschen mit Sehstörungen sogar kleine Dinge erneut sehen und geschriebene Texte lesen. Mit der Papiermühle ließ sich Papier aus Lumpen herstellen, diese Methode war deutlich preiswerter als Pergament aus tierischen Häuten.

Im Spätmittelalter entwickelten sich weitere Modetrends, die sich vor allem an der Mode des Adels orientierten. Sehr zum Ärger der Kirche wurden die Schnitte der Damenkleidung im Spätmittelalter freizügiger. Außerdem entstanden für Frauen die ersten Zweiteiler, bestehend aus Bluse und Rock. Aufgrund des regen Handels und des Fortschritts im Textilgewerbe waren fortan viele Stoffe und Farben erhältlich, nicht nur für den Adel, sondern auch für das aufstrebende Bürgertum.

Wichtige Begebenheiten im späten Mittelalter

Johannes Gutenberg erfand im Jahr 1450 den Buchdruck mit beweglichen Lettern und druckte erstmals eine Bibel. Auf diese Weise begann die mittelalterliche Reformation und spätere Separation im christlichen Glauben.

Zum Ende des Spätmittelalters umsegelte der Seefahrer Vasco da Gama den Kontinent Afrika und erreichte so Indien auf dem Seeweg, statt auf dem Landweg. Dadurch expandierte der Handel, zum Nutzen der städtischen Handwerker. Als Folge profitierten davon ebenfalls die Banken und verstärkten noch ihren Einfluss. Aus der Romanik entwickelte sich die Gotik, welche in der Neuzeit zur Renaissance führte.

Häufige Fragen und Antworten

  1. Wie wird das Mittelalter zeitlich eingeteilt?
    Das Mittelalter wird in drei Hauptperioden unterteilt: das Frühmittelalter (5. bis 10. Jahrhundert), das Hochmittelalter (11. bis 13. Jahrhundert) und das Spätmittelalter (14. bis 15. Jahrhundert). Das Frühmittelalter begann mit dem Fall des Weströmischen Reiches und war geprägt von den Wanderbewegungen der Germanen und der Verbreitung des Christentums. Das Hochmittelalter war eine Zeit des kulturellen und wirtschaftlichen Wachstums, bekannt für die Kreuzzüge und den Bau gotischer Kathedralen. Das Spätmittelalter war durch tiefgreifende Krisen wie die Pest und den Hundertjährigen Krieg gekennzeichnet, die schließlich zur Renaissance führten.
  2. Welche Rolle spielte die Religion im Frühmittelalter?
    Die Religion spielte im Frühmittelalter eine bedeutende Rolle, insbesondere durch die Dominanz der katholischen Kirche in Europa. Fast die gesamte Bevölkerung war christlich und die Sakramente und Rituale der Kirche waren zentral für das spirituelle Leben. Die Kirche fungierte nicht nur als religiöse, sondern auch als politische und kulturelle Institution, die das gesellschaftliche Leben stark beeinflusste. Herrscher wie Karl der Große förderten aktiv die Verbreitung des Christentums durch Missionierungs- und Eroberungskampagnen. Dies verhalf dem Christentum zu einer prägenden Kraft in der europäischen Geschichte.
  3. Wie entwickelte sich die Gesellschaftsstruktur im Hochmittelalter?
    Die Gesellschaftsstruktur im Hochmittelalter entwickelte sich durch den Zerfall der feudalen Strukturen, die Stärkung der Stadtstaaten in Italien und das Aufkommen nationaler Monarchien in Spanien, Frankreich und England. Feudalismus war ein bedeutendes System in dieser Periode und schuf eine soziale Hierarchie, die auf lokaler Verwaltungskontrolle und der Verteilung von Land in Einheiten, den sogenannten Lehen, basierte. Obwohl der Feudalismus schließlich verschwand, blieb sein Einfluss auf die mittelalterliche Gesellschaft weiterhin wichtig und prägte Regierungs-, Landbesitz- und Sozialstrukturensysteme sowie die Entwicklung von feudalen Bräuchen und Idealen, die über das Mittelalter hinaus andauerten.
  4. Welche bedeutenden Erfindungen entstanden im Mittelalter?
    Im Mittelalter entstanden zahlreiche bedeutende Erfindungen. Dazu gehören der mechanische Uhr, der im 13. Jahrhundert entwickelte, präzises Zeitmessen ermöglichte. Ebenfalls wichtig war der schwere Pflug, der im 5. Jahrhundert entwickelt wurde und die Landwirtschaft revolutionierte. Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert ermöglichte die Massenproduktion von Büchern. Weitere wichtige Erfindungen umfassen das Schießpulver (zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert in China), Brillen (im 13. Jahrhundert) und die Druckerpresse (15. Jahrhundert).
  5. Wie veränderte sich die Kleidung im Laufe des Mittelalters?
    Die Kleidung im Mittelalter entwickelte sich allmählich weiter, wobei es bis etwa zum elften Jahrhundert nur geringfügige Änderungen am Grundkostüm gab. Nach dem elften Jahrhundert führten verstärkter Handel, Reisen und zunehmender Wohlstand zu einer Verfeinerung der Kleidung. Gesetze zur Regulierung der Kleidung verschiedener sozialer Klassen führten zu einem ausgeprägten und verfeinerten Bekleidungstraditionen bis zum Ende des Mittelalters. Der Fokus lag dabei auf Funktionalität und Wärme anstatt auf Stil oder Status.
  6. Welche Auswirkungen hatten die Kreuzzüge auf Europa?
    Die Kreuzzüge hatten bedeutende Auswirkungen auf Europa während des 12. und 13. Jahrhunderts. Sie trugen zur Veränderung der europäischen Gesellschaftsstrukturen bei und bremsten den Vormarsch der islamischen Mächte. Der Handel mit dem Nahen Osten florierte, insbesondere Städte wie Venedig und Genua profitierten enorm. Die Rückkehrer brachten neue Güter, wie Gewürze und Textilien, sowie Wissen aus der islamischen Welt mit, was zur kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung beitrug und den Weg für die Renaissance bereitete. Politisch führten die Kreuzzüge zur Stärkung der Monarchien und des Papsttums, das zeitweise eine besondere politische Macht gewann. Gleichzeitig förderten sie den Untergang des Feudalismus, da viele Adelshäuser ihre Besitztümer verkauften oder verpfändeten, um die kostspieligen Expeditionen zu finanzieren.
  7. Wie beeinflusste der Schwarze Tod das Spätmittelalter?
    Der Schwarze Tod hatte verheerende und weitreichende Auswirkungen auf das Spätmittelalter und beeinflusste Landwirtschaft, Religion, Wirtschaft und soziale Strukturen. Die Pest führte zum Zusammenbruch des Feudalsystems, da viele Leibeigene starben, und damit zum Verlust des Vertrauens in Institutionen und tradierten Gesellschaftsstrukturen. Zudem nahmen Aberglaube und die Suche nach Sündenböcken, wie die Verfolgung von Juden, zu. Mit geschätzten 25-30 Millionen Toten in Europa von 1347 bis 1352 veränderte der Schwarze Tod das soziale und wirtschaftliche Gefüge der damaligen Zeit grundlegend.
  8. Welche Rolle spielten Handel und Wirtschaft im Mittelalter?
    Handel und Wirtschaft spielten im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Kaufmannsgilden und Marktflecken förderten die wirtschaftliche Aktivität und das Wachstum in Europa. Berufe wie Müller, Schmiede, Maurer, Bäcker und Weber schlossen sich zu Zünften zusammen, um ihre Rechte zu schützen und stabile Preise zu gewährleisten. Der internationale Handel florierte weiterhin über Schifffahrtswege und Wasserstraßen, wodurch Regionen verbunden und der Warenaustausch ermöglicht wurde. Märkte und Messen waren von zentraler Bedeutung für den Handel und trugen zur Urbanisierung und wirtschaftlichen Entwicklung bei.
  9. Wie entwickelte sich die Bildung im Mittelalter?
    Die Bildung im Mittelalter spielte eine entscheidende Rolle im gesellschaftlichen Fortschritt, indem sie kulturelles, religiöses und praktisches Wissen über Generationen hinweg bewahrte und weitergab. Entgegen dem weit verbreiteten Irrglauben, dass Bildung nur einer kleinen Elite vorbehalten war, gab es tatsächlich Bestrebungen, Bildung für verschiedene Gesellschaftsschichten zugänglich zu machen. Die Bildung fand hauptsächlich in Klöstern und Kathedralschulen statt, wo der Unterricht in Latein erfolgte. Das Curriculum umfasste die sogenannten sieben freien Künste, unterteilt in das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Logik) und das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie). Mit der Zeit entstanden zudem Universitäten, die sich auf Theologie, Recht und Medizin spezialisierten. Obwohl der Zugang zur Bildung oft von sozialem Status und finanziellen Mitteln abhing, legte das mittelalterliche Bildungssystem den Grundstein für spätere intellektuelle und kulturelle Entwicklungen in Europa.
  10. Welche Bedeutung hatten die Wikinger für das mittelalterliche Europa?
    Die Wikinger hatten eine bedeutende Rolle im mittelalterlichen Europa, indem sie von Ende des 8. bis zum 11. Jahrhundert durch Raubzüge, Siedlungen und Handelsaktivitäten die politische Landschaft veränderten. Ihre Aktionen führten zur Bildung neuer Staaten und zum Zusammenbruch alter, beeinflussten Kulturen in ganz Europa und erstreckten sich bis in den Mittelmeerraum. Zudem trugen sie zur Verbreitung des Christentums in Nord- und Westeuropa bei und etablierten zahlreiche Handelsrouten.
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